 Vor einigen Jahren wurden Menschen, die sich für Tierrechte einsetzten, belächelt und nicht ernstgenommen. Keiner der professionellen Tierausbeuter hätte es damals in irgendeiner Weise für nötig erachtet, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, denn das Mordgeschäft lief durchweg gut und in Anbetracht einer Vergangenheit mit Tausenden Jahren bar jeder Moral für nicht-menschliche Tiere bedurfte es keiner zusätzlichen Rechtfertigung ihres Tuns.
Diese Zeiten scheinen vorbei, denn was niemand erwartet (oder auch nur annährend für möglich gehalten) hätte, ist eingetreten: immer mehr Menschen dehnen ihre Moral auf nicht-menschliche Tiere aus. Nach diesem ersten Schock für alle, die vom Tod und Leid anderer leben, bemerken einige von ihnen erst jetzt, wie schädlich Ethik und Moral für ihr blutiges Geschäft ist. Zusätzlich stehen sie plötzlich unter Rechtfertigungsnot, denn Argumente, die ihre Morde rechtfertigen, haben sie bisher nie gebraucht und das, was sie sich jetzt kläglich zusammensuchen, endet argumentativ in Sackgassen, widerspricht sich selbst oder ist so lächerlich, daß sogar sie selbst die Wirkungslosigkeit bemerken.
Billige Indoktrination auf der Ebene von Kinderbüchern, die nicht nur gekonnt aussparen, sondern auch noch voller inhaltlicher Fehler stecken, gibt es schon länger. Neu hingegen sind aktive Maßnahmen. Daß ihre Bedrängnis zunehmend wächst, zeigen die jüngsten Beispiele von solchen "Gegenangriffen", durchgeführt von Organisationen, kleineren Verbänden oder Einzeltätern. (Nur die CMA kann leider nicht mehr mitspielen, seitdem ihre Finanzierung durch Zwangseinnahmen für gesetzwidrig erklärt wurde.)
Aktuell bemühen sich v. a. Einzeltäter darum, ihre "Tätigkeit" vor Kindern gutzustellen, denn, so wörtlich: "Es ist wichtig, dass die Kinder das wissen, schließlich sind das die Verbraucher von morgen." Was allerdings "das" ist, was sie wissen sollen, scheint für sie Interpretationssache. Hier ein paar Beispiele:
Der sechsjährige Elias zeigt sich vom Leben auf dem Bauernhof sehr beeindruckt: "Am besten waren die Babykatzen. Aber die Maschinen fand ich auch toll, denn ich bin ja selbst ein Erfinder!" Bezüglich der kleinen Katzen ist Alina (5) seiner Meinung. Sie faszinieren allerdings auch die Kühe. "Die sind so schön", sagt sie begeistert. ("'Die Kühe sind so schön!'", Allgäuer Zeitung, 19.06.2009)
Gestern konnten die Grundschüler mit den Tieren auf Tuchfühlung gehen: Küken und Kaninchen streicheln, Hähne krähen hören, Eier anfassen. Auf dem Hof konnten die kleinen Gäste landwirtschaftliche Technik bestaunen und zum Beispiel ins Führerhäuschen eines der riesigen Traktoren klettern. ("Schüler lernten viel beim Projekttag mit den Kleintierzüchtern", Märkische Allgemeine, 20.06.2009)
Die Kinder erkundeten das Leben und Arbeiten auf einem Bauernhof hautnah. Sie bestaunten die indischen Laufenten, die nur Nacktschnecken fressen und den Salat stehen lassen, streichelten Kater Peter und Berner Sennenhündin Cindy. Im Hühnerstall dann erklärte Petra Keidel den Kindern, wie die Hühner leben, wie sie gefüttert werden und woher die Eier kommen, bevor sie von einem Laufband in Schachteln verpackt direkt ab Hof oder in den Geschäften von Rimpar verkauft werden. Um den Geschmack der Eier zu testen, durften die Kinder gleich einmal die Eiern der Hühner kosten. ("Eier von glücklichen Hühnern", Mainpost, 22.06.2009)
Daß alle diese interessanten und "schönen" Tiere (Katzen, Kühe, Hühner, Kaninchen) nicht mehr lange leben werden, wurde wahrscheinlich nur aus Versehen vergessen zu erwähnen. Wir wollen schließlich nicht behaupten, sie würden hier absichtlich unangenehme Tatsachen aussparen.
Auch die "Erklärungen" eines Berufsmörders sind keineswegs einseitig:
Karsten Neumann, Revierförster für das Revier Krempendorf und für die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald im Einsatz, vermittelte den Kinder Wissenswertes über Artenschutz im Wald und erklärte angewandte Naturschutzprojekte: die Igelburg, Fledermausnistkästen, Tastboxen, Tafeln über heimische Pflanzen und Tiere, Vögel und Fische sowie Pilze, das Insektenhotel und vieles mehr. ("Schüler lernten viel beim Projekttag mit den Kleintierzüchtern", Märkische Allgemeine, 20.06.2009)
Denn was "wissenswert" ist, sollte man nicht so pauschal sehen. Natürlich fehlen auch hier die einen oder anderen Hinweise zu Tausenden erschossenen Tieren, die, damit die Population nicht sinkt, was das Erschießen erschweren würde, im Winter reichlich mit Nahrung versorgt werden (was natürlich weitere "gute Taten" sind). Daß potentielle "Konkurrenten" systematisch ausgerottet werden (Luchs, Bär), bei versuchter Neuansiedlung selbst gegen das "Artenschutzgesetz" erschossen werden (Wolf) oder am Rand der Ausrottung sehen (Fuchs), ist natürlich genauso wenig "wissenswert".
Die "Informationen" zu den "täglichen" Tierqualprodukten weisen ähnliche "Lücken" auf:
Als sich am nächsten Vormittag auch das letzte der sechs Küken mit seinem Schnabel aus dem Ei gepickt hatte und dabei die Hilfe einer Erzieherin mit der Pinzette genoss, machte es sich die gefiederte Sechser-Bande in einer Kiste mit Rotlicht und Wärmflasche gemütlich, ehe es auf die Reise auf den Bauernhof nach Heggen ging. ("Küken im Kindergarten", Der Westen, 18.05.2009)
Eine Woche lang können die Kinder die Küken in unserem neuen Kükenschaukasten bewundern.
Einmal am Tag ist streicheln angesagt. Gemeinsam mit den Erzieherinnen dürfen die Kinder die Küken in die Hand nehmen. Danach kommen Küken in die Zuchtanlage von Hermann Lakemann und werden dort bestimmt des öfteren vom Kindergarten Besuch bekommen. ("Brutmaschine im Kindergarten", GZV-Morsum, 29.06.2009)
Aber ganz sicher werden die Hühner das, denn die Kinder können zum Glück nicht sehen, daß es nicht mehr dieselben sein werden. Und von allen Anstrengungen, Kindern "den Weg ihres täglichen Essens" näher zu bringen, reicht der Abschnitt von der Geburt bis zum niedlichen, kleinen Küken völlig aus. Der Abschnitt, der bei "industrieller Zucht" (auch wenn das hier nicht der Fall ist) danach kommt und für die männlichen Küken schon nach wenigen Stunden im Müllcontainer endet und für die weiblichen nach einem Jahr Ausbeutung mit durchgeschnittenem Hals, bleibt auch ganz nebenbei unerwähnt.
Eigenartiger Weise gibt es nur solche "Berührungen" mit der "Kükenzucht". Als eine riesige "Zuchtbrüterei" in Betrieb genommen wurde, wie Anfang dieses Jahres, wurde keine Presse zugelassen wegen negativer "Berichterstattungen". Dabei könnte lediglich gezeigt werden, was real vorhanden ist und das ist doch angeblich völlig harmlos. Anscheinend ist die Verbreitung der Realität doch nicht so erstrebenswert, wie sonst immer versichert wird.
Es verwundert daher kaum, daß bei einem "Schlachtfest" den Kindern nicht gezeigt wird, wie die Tiere umgebracht werden (solche "Nebensächlichkeiten" sind schließlich unwesentlich). Ein "Streichelzoo" reicht völlig:
Auch an den Nachwuchs wurde gedacht. Heinrich Wächter vom Köcheclub bereitete mit Kindern die „Gelsenkirchener Designer-Kniffte”, ein Fleischbrät, das wie eine Waffel zubereitet und im Ciabatta-Brot mit Salat serviert wird, zu. Im Streichelzoo gab es Tiere, diesmal sogar am Stück und lebendig. ("Es geht um die Wurst", WAZ, 28.06.2009)
Gleichermaßen hat die Politik inzwischen die "Notwendigkeit" begriffen, aktiv Lügen und Halbwahrheiten zu verbreiten, um der Gefahr der ethischen Ernährung für die Tierausbeutungsindustrie entgegenzuwirken. Aktuell bezieht sich das auf eine Kampagne der Landwirtschaftsministerin, die zeigen will, "wie wichtig und gesund [Kuh-]Milch für die tägliche Ernährung ist". Mit anderen Worten: die nicht zeigen will, mit wieviel Tod dieses weiße Blut verbunden ist. (Sie erdreistet sich im Übrigen selbst zu Aussagen wie "Die Milchbauern pflegen mit ihren Kühen die vielfältigsten Lebensräume unserer Kulturlandschaften - Wiesen und Weiden mit den zahlreichen Pflanzen- und Tierarten". Wie sehr durch die Zubetonierung mit Ställen "Wiesen und Weiden" "gepflegt" werden, kann sich wohl jeder selbst denken.)
Die argumentative Bedrängnis solcher Propagandisten zeigt sich an Aussagen wie folgender:
Im Kuhstall erklärt Bäuerin Christine Rosskopf, warum nicht alle ihrer 18 Kühe Milch geben: "Erst wenn sie gekalbt haben, gibt es Milch." ("Die Milch kommt nicht aus dem Tetrapak", Augsburger Allgemeine, 26.06.2009)
Und damit ist die "Erläuterung" bereits an ihrem Ende. Zwar können sie nicht mehr verleugnen, daß die Kühe zwangsbesamt werden (daß es jährlich geschieht, wird hier allerdings nicht erwähnt), aber was dann mit den Kälbern geschieht, ist mal wieder nebensächlich.
Auch der Bauernverband hat Mitarbeiter und Mitglieder dazu aufgefordert, persönlich (und anonym) Propaganda zu betreiben. Das Eis wird dünner und dünner.
Sie alle bemerken offenbar nicht, daß sie das Unvermeidliche nur hinauszögern. Wenn ihren Propaganda- und Indoktrinationsopfern schließlich die "zufällig" vergessenen, weil unliebsamen Fakten nachgetragen werden, bricht ihre mühsam aufgebaute Fassade einer heilen Ausbeuterwelt unweigerlich zusammen. Denn auch der Anblick von tausend niedlichen Küken hilft nun einmal nichts, wenn sie dabei vergast auf einem Haufen liegen.
 Die CMA hat bereits aufgegeben. Der Schweine"bestand" ist auf einem Rekordminimum. Wir stehen kurz vor Vollendung einer veganen Gesellschaft. Denn niemand will mehr verwesende Körperstücke toter Tiere essen. Niemand? Nicht ganz, laut einer neuen Studie vor allem nicht die "Gebildeten" und Wohlhabenden, hingegen wird es noch massenweise von der geistigen... äh, sozialen "Unterschicht" konsumiert.
Also nochmal: ein Teil der Gesellschaft verschmäht Leichenteile als minderwertigen Tofuersatz. Aber wieso eigentlich?
Der Autor der Studie schiebt die Schuld vordergründig auf den "Gammelfleisch"-Skandal, übersieht aber, daß es mehr Kontrollen gibt, sodaß die Wahrscheinlichkeit, an dergleichen hausgemachte Delikatessen zu geraten, geringer ist als in den Jahren davor. Das gleiche gilt für BSE oder andere "Tierseuchen", auf die vermehrt getestet wird, sodaß auch hier wiederum der Konsum unbedenklicher sein müßte. Gesundheitliche Aspekte können demnach nicht hinter diesem Gesinnungswandel stehen. Erst recht nicht, da all die "Gebildeten" schließlich von den Meinungen und Empfehlungen völlig unparteiischer "Wissenschaftler" Kenntnis haben, die Himmel und Gott beschwören auf keinen Fall ganz auf "Fleisch" zu "verzichten". Weniger gerne, aber ohne kann nicht gut sein. Und wer auch noch auf Kuhmilch "verzichtet", wie all diese kranken und blassen Veganer, der handelt gesundheitlich verantwortungslos, denn nur dank ihres vielen Kalziums gibt es in der westlichen Welt nicht die geringste Spur von Osteoporose, erst recht nicht als bekannte Zivilisationskrankheit.
Der unbedarfte Beobachter könnte nun natürlich ohne nachzudenken mit dem moralischen Zeigefinger in der Luft wedelnd ethische Einsicht für die veränderte Konsumhaltung anführen. Aber damit würde dieser kleinliche Moralist nur seine Unkenntnis zur Schau stellen. Denn durch die eifernden Bemühungen all der Tierschützer, die gänzlich selbstlos motiviert sind (sie nehmen keine Spenden und machen das auch nicht zur Gewissensberuhigung), sind die "Haltungsbedingungen" heute besser als früher: die Hühner freuen sich noch über Sitzstangen, wenn ihnen nach ein paar Monaten der Hals durchgeschnitten wird, die Tiertransporte legen viele Pausen ein, damit die Fahrt zum Schlachthof recht angenehm wird (was dann kommt, ist egal) und die Kühe haben vorbildlichst gepflegte "Klauen", wenn ihnen das Bolzenschlußgerät an den Kopf gesetzt wird. Allen geht es also prächtig. Und die Erfolgssträhne reißt nicht ab, vielleicht werden die männlichen Küken bald nicht mehr mit herkömmlichem Kohlenmonoxid vergast, sondern mit "artgerechtem Bio-Kohlenmonoxid".
Apropos Vergasen. Die Studie vermutet auch noch einen weiteren Grund: wenn eine "Tierfabrik" in der Nähe von Ortschaften gebaut wird, störe das die Leute sehr. Und das kann man freilich verstehen. Güllegeruch und Leichengestank sind einfach unappetitlich. Gerade beim Mittagessen, wenn Herr oder Frau Verbraucher sich das "Schnitzel" einverleiben will, ist es schlichtweg eine Zumutung, durch dergleichen Gerüche an die Herkunft und den "Entstehungsprozeß" des besagten Essens erinnert zu werden. Dann doch lieber dort bauen lassen, wo man nichts sehen oder hören oder riechen muß, und sich in Ruhe in Mund vollstopfen. Außerdem ist gerade jetzt zu Ostern der "Ei"konsum bedenkenlos möglich, schließlich werden die Legebatterieneier lediglich aus dem Ausland importiert und nicht etwa hier hergestellt - wieder dank unermüdlicher Tierschutzbemühungen (man kann sie nicht oft genug loben). Aber zurück zu den "Tierfabriken vor Ort": "Gebildete" Menschen leben unterdurchschnittlich häufig in kleinen Ortschaften oder auf dem Land, insofern ist dieses Argument reichlich schlecht recherchiert.
So bleiben wir mit einem Rätsel zurück. Das gute deutsche "Fleisch" hat ein Imageproblem (sowas hätte es früher nicht gegeben!), sodaß selbst PeTAs Bemühungen wenig helfen werden (und dabei hat PeTA grundsätzlich die besten Ideen).
Vielleicht sollte man das "Fleisch" einfach lila färben und umbenennen, dann wird das schon wieder werden. Denn "gebildet" oder nicht, heutige Konsumenten schauen auch weiterhin nur auf den Teller und nicht darüber hinaus. Und wenn die Industrie das nicht erkennt, ist sie selbst schuld.
Wieder haben die Tierschützer einen Erfolg zu feiern. Diesmal geht es aber nicht darum, daß Tiere in größeren Käfigen oder einer sauberen Umgebung ausgebeutet werden, sondern die Anzahl der Tierversuche für einen speziellen Test wurde reduziert, wofür es natürlich gleich einen Tierschutzpreis zu verleihen gab.
Die Wissenschaftler entwickelten ein Testsystem für die Gentherapie bei schweren Immundefekten oder Stoffwechselerkrankungen, das eine Vielzahl von Tierversuchen überflüssig macht. Waren vorher hundert Mäuse für eine Testreihe nötig, ist jetzt nur eine einzige notwendig. (Quelle)
Und auch wenn es langsam zu einer ständigen Wiederholung wird, kann man es nicht oft genug sagen (und hoffen, das Wiederholen wirkt sich bei den Betreffenden positiv auf den Lernprozeß aus): solcher reformistischer Tierschutz wird nie zur Abschaffung der Tierausbeutung führen.
Dabei sind es nichts anderes als die eigennützigen finanziellen Überlegungen, die zu solchen Veränderungen führen. Es ist schlichtweg billiger, weniger Tiere für das gleiche Ergebnis umzubringen und den verbleibenden Opfern hilft das genauso viel wie dem Gesamtfortschritt: nämlich gar nichts. Dabei wären auch in diesem Fall diese Tierrechtsverletzungen keineswegs nötig, denn auch hier wie sonst gilt, daß eine vegane Gesellschaft heute schon möglich wäre.
Die Tierschützer mit ihrem Reformismus aber helfen genau diese zu verhindern. Genauso wie Pseudo-Tierrechtsorganisationen mit ähnlichen Ambitionen. So kann man auch in diesem Fall nur wiederholen: das einzige, was den Tieren wirklich hilft, ist die völlig Abschaffung und nicht, wie es in einem anderen Artikel dazu heißt, die "Belastung" für die in den Tierversuchen eingesetzten Tiere "zu vermindern" oder "ihre Zahl zu verringern". Und erst dann – man achte auf die Bände sprechende Reihenfolge – heißt es dort: "oder sie ganz zu ersetzen".
Was passiert, ändert man das System ohne die Menschen zu ändern (in diesem Fall: sie zum Veganismus zu führen), zeigte sich bereits mehr als deutlich am Beispiel des Rassismus. Nachdem die Sklaverei in den USA aus wirtschaftlichen, statt ethischen Gründen, beendet wurde, waren die betreffenden Menschen zwar formal keine Gefangenen mehr, aber der Rassismus und damit die Diskriminierung dieser war noch hundert Jahre lang Teil der offiziellen Staatspolitik und ist bis heute in den Köpfen der Menschen ein fester Bestandteil, der sich entsprechend regelmäßig auch in Taten äußert.
Betreibt man heute Reformismus oder ersetzt 'echte' durch künstliche Leichenteile, wird sich das immer nur auf diese kleinen, eingeschränkten Bereiche auswirken (und das nicht einmal positiv) und prädestiniert damit der Abschaffung des Speziesismus eine ähnliche Entwicklung.
Die Tierschützer (denen es angeblich wirklich um die Tiere geht) könnten statt dessen natürlich auch Tierrechte betreiben und Veganismus propagieren, aber das würde voraussetzen, sie hätten die Sache wirklich begriffen oder gar aus der Geschichte gelernt. Doch das ging nun wirklich zu weit.
"In-vitro-Fleisch" (auch: "Kunstfleisch") ist tierliches Muskelgewebe, das nicht in Tieren gewachsen ist, sondern im Labor in einem Nährmedium. Diese Methode "Fleisch" herzustellen wird vor allem von Tierschützern, aber auch von manchen Tierrechtlern als zukunftsweisende Alternative gesehen, da der "Fleisch"-Nachfrage gedeckt werden könne, ohne Tiere zu züchten und zu schlachten.
Dieser Enthusiasmus allerdings ist verfrüht, denn weder ist das Produkt vegan, noch eignet es sich als Überzeugungshilfe für den Veganismus.
Vegan ist es nicht, da das Ausgangsmaterial von Tieren entnommen wird. Bisher ist es auch eine reine Wunschvorstellung, daß eine Zellkultur weiterbenutzt werden könnte. Es müssen also immer wieder neue Zellen von Tieren entnommen werden und selbst wenn das ohne direkte Schädigung der Tiere erfolgen könnte, müßten die Tiere weiterhin "gehalten", d.h. eingesperrt werden. Darüber hinaus ist auch das Nährmedium, in dem die Zellen wachsen, unvegan, so besteht es zum Teil aus Blut von Kälbern ("fötales Kälberserum"). Eine pflanzliche Alternative gäbe es wohl, sie ist aber nochmals wesentlich teurer.
Als Überzeugungshilfe eignet es sich nicht, da es keine Überzeugungsarbeit leistet. Anstatt die Menschen von der ethischen Verwerflichkeit der Ausbeutung von Tieren zu überzeugen, werden ihnen Ersatzprodukte vorgesetzt, sodaß sie leicht in den Glauben verfallen, sie müßten sich nicht ändern, sondern die Gesellschaft habe sich darum zu kümmern, ihre Tierausbeutungsprodukte zu ersetzen (ob so oder mit vermeintlich schmerzunempfindlichen Tieren). Und beim "Fleisch" endet die Ersatzleistung bereits. Niemand also auf die Idee kommen, Tiermilch, "Honig" oder Eier durch Alternativen zu ersetzen, oder nicht mehr in " Zoo" oder " Zirkus" zu gehen. Viel eher ist zu erwarten, daß sich durch diesen "Verzicht" auf die Ermordung von Tieren für "Fleisch", die Person ein gutes Gewissen gegenüber ihren sonstigen, tierausbeutenden Lebensweise bekommt und dadurch am Ende mehr andere Tierprodukte konsumiert und unter Umständen mehr Tierleid verursacht als zuvor.
Auch aus tierrechtsstrategischer Sicht sollte man es gut überdenken, ob eine Bewerbung solcher Dinge sinnvoll ist. Es ist nicht nur unvegan und kann zu einer Gewissenberuhigung führen, die außerdem bereits heute einsetzen kann, wenn der entsprechende Unveganer einen "Verzicht" für unnötig hält, da er nur darauf warten müsse, bis die Forschung das Problem für ihn erledigt. Sondern es suggeriert außerdem, daß der "Fleisch"-Konsum das Problem des Unveganismus sei und nicht die Tierausbeutung insgesamt, sodaß ungewollte auch andere Bereiche (wie z.B. Vegetarismus) relativiert werden, obwohl ein Vegetarier unter Umständen mehr Tierleid verursacht als ein "normaler" Unveganer.
Nicht zuletzt wird dieses Thema mit der Tierschutzorganisation Peta assoziiert, da sie für die Erforschung eines solchen "marktfähigen Produktes" ein Preisgeld ausgeschrieben hat, und jedem Tierrechtler sollten die Haare zu Berge stehen bei dem Gedanken, mit diesen Leuten in Verbindung gebracht zu werden.
Anstatt jetzt oder eventuell in Zukunft seine Energie auf die Bewerbung solcher Dinge zu verschwenden, sollte man die Menschen zu einem wirklichen Umdenken bewegen, d.h. vom Veganismus überzeugen. Und Veganismus braucht solche Ersatzprodukte nicht, da es ausreichend abwechslungsreiche vegane Nahrungsmittel gibt, darunter Alternativen wie Tofu, Seitan oder Sojaextrudat.
Die unvegane Gesellschaft kostet nicht nur unzählige Tieren das Leben, sondern auch noch etliche Milliarden Agrarsubventionen, die aufgewendet werden, um sicherzustellen, daß die Unveganer ihre "Tierprodukte" möglichst billig einkaufen können.
Eine Zeitungsmeldung dieser Tage berichtet über die Geldverschwendung an Tierausbeuter:
"Die Schweinehalter bekommen Ihre Arbeit nicht bezahlt und verlieren außerdem zurzeit 20,- € pro Mastschwein", so die ISN. "Einem Betrieb mit 1.000 Mastplätzen droht in diesem Jahr allein aus der Schweinehaltung ein Verlust von über 50.000,- €".
Daß die Leichenteile im Supermarkt trotzdem billig sind und solche unrentablen Betriebe immer weiter produzieren, liegt an den horrenden Summen, die Staat und EU dafür subventionieren. Im Jahr 2006 lag die EU-Förderung allein für den Bereich der direkten Tierausbeutung bei 7,427 Mrd. Euro. Dem gegenüber liegt der Bereich der Produktion von pflanzlichen Produkten mit 5,118 Mrd. Euro, wobei hier nicht abgezogen ist, was an "Futtermitteln" auch zur Aufwendung für Tierausbeuter zu rechnen wäre, womit sich die Differenz nochmals stark vergrößern würde, die aber so schon bei 60% für den ersten Bereich liegt.
Somit würde in einer veganen Gesellschaft sehr viel nicht mehr benötigtes Geld zur Verfügung stehen, das sinnvoll in andere Bereiche wie Bildung investiert werden könnte (denn die Parallelen zwischen mangelnder Bildung und Unveganismus sind frappierend).
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