Trotz der verheißungsvollen Überschrift fällt diese erste, kleine Bestandsaufnahme nicht sehr positiv aus. Denn genau genommen ist beides noch nicht vertreten.
Es gibt zwar bereits international Parteien, die "für die Tiere" zu sein vorgeben (
"Partij voor de Dieren",
"Animals Count",
"PACMA - die Antistierkampfpartei" oder
"Partei für Menschenaffenrechte"), allerdings ist das nur ein hübsches Aushängeschild. In Wirklichkeit betreiben sie den für die Tierrechte extrem schädlichen
Tierschutz, legen keinen Wert auf die Forderung an ihre Mitglieder, Tierausbeutung selbst nicht zu unterstützen (sprich: vegan zu werden), sondern sind in erster Linie an Spenden interessiert. Genau das gleiche trifft in Deutschland für die
"Tierschutzpartei" zu. Ironischer Weise liegt das Parteiprogramm der deutsche
"Feministischen Partei", die augenscheinlich keine "Tier"-Partei ist, am nächsten an Tierrechtsvorstellungen - wobei man auch hier nach einer Umsetzung auf Parteiebene lange suchen kann.
Die großen deutschen Parteien haben - wie könnte es in einer speziesistischen Gesellschaft anders sein? - keinerlei Tierrechtsziele in ihren Programmen. Zwar "informieren" diverse Tierschutzorganisationen (auch solche, die sich fälschlicherweise als Tierrechtsorganisationen etikettieren) über angeblich tierrechtsrelevante parteipolitische Ziele bei CDU, SPD, FDP, Grünen und Linken, aber diese Ziele bestehen lediglich aus diversem Tierschutzunsinn: "Strengere Haltungsvorgaben" (als ob die Tiere nicht unabhängig von der "Haltung" ausgebeutet und ermorden würden), Verbot von "Affenversuchen" (was lediglich die Zahl der Versuche an anderen Tieren erhöht), Durchsetzung der Verbandsklage (als ob das Tier"schutz"gesetz, worauf sie sich berufen würden, Tieren helfen, statt ihre Ausbeutung legitimieren würde) usw. Eine
Tierrechtspartei, die sich für das zentrale wirklich tierrechtlerische Ziel, die totale Abschaffung der Tierausbeutung statt deren Reform, einsetzt, gibt es weiterhin nicht. Wenn die Tierrechtler
wählen gehen, werden sie also einmal mehr nur das kleinere dieser großen Übel zur Auswahl haben.
Einzig Veganismus hat sich in geringem Maße in der Politik niedergeschlagen. So gibt es mehrere Politiker, die nach (wenn auch schwer zu überprüfenden) Berichten vegan sein sollen (
Dennis Kucinich,
Janez Drnovšek,
Chamlong Srimuang und
Hu Jia). Jedoch kann dabei oft vermutet werden, daß es sich nur um
Veganköstler handelt, bei denen gesundheitliche Motive statt ethischen im Vordergrund stehen. Unter deutschen Politikern wurden bisher zwei Veganerinnen bei den Grünen entdeckt (
Ska Keller und
Kathrin Henneberger). Gemeinsam ist all diesen Politikern aber, daß sie ihren Veganismus kaum bis gar nicht in ihre Politik einbringen. Bei den Grünen allgemein dominieren ohnehin eher umweltrelevante oder tierschützerische Aspekte - die Grünenspitze findet selbst Vegetarismus übertrieben (wobei auch das natürlich
nicht viel besser wäre). Unter den Junggrünen sieht es ähnlich aus - lediglich bei der von Kathrin Henneberger mitinitiierten Umstellung der BuKos auf vegan wurde immerhin angesprochen, daß für Unveganismus übrigens auch Tiere sterben.
Neben den Parteien und Politikern gibt es im Bereich der Politik auch die Gesetzgebung. Hier hat (wieder im Gegensatz zu Tierrechten) Veganismus bereits Einzug in Gesetzestexte gehalten. So gibt das
Schweizer Deklarationsgesetz eine Empfehlung für die Bezeichnung von Produkten mit dem Hinweis "vegan". So nötig eine sinnvolle und ausreichende Deklaration aufgrund der vielen
verstecken Tierprodukte wäre, so unnütz ist dieser Vorschlag, denn er definiert "vegan" als "keine Zutaten tierischer Herkunft enthalten[d]" und ignoriert die Unveganität vieler Zusatzstoffe, Trägerstoffe und Produktionshilfsstoffe. Solange es noch unvegane Stoffe in der Produktion ansonsten pflanzlicher Lebensmittel gibt, sollte es daher auch Ziel der Politik sein, ein ordentliches Deklarationsgesetz (für die EU wie für die Schweiz) zu verabschieden, das die vielen jetzigen Lücken schließt. Es würde Veganern Arbeit ersparen und die Hersteller sehr effektiv dazu zwingen, unvegane Produktion zu veganisieren, denn selbst Nichtveganer würden viele unvegane Produkte ablehnen, wenn sie wüßten, wofür "Schlachtabfälle" weiterverwendet werden (Gelatine für Saft, Rinderfett für Aromen usw.).