Saturday, May 28. 2011
Methoden der Veganismusgegner
Es gibt einen antiwissenschaftlichen Affekt im Umgang mit Veganismus. Allen voran von den Medien, haben sie sich doch Teile von ihnen noch nie für Fakten interessiert, sondern für Schlagworte und Spekulationen. Aber auch einzelne Wissenschaftler zeigen, dass sie diesem Niveau in nichts nachstehen. Schuld sind aber ebenso einige verantwortungslose Personen unter den Veganern, die Ernährungslehren anhängen und Veganismus dadurch in Verruf bringen.
Veganer Kinderfriedhof bisher leer
Die Diskrepanz zwischen medialer Berichterstattung und Realität wird deutlich an all den verhungerten veganen Kinder, deren genaue Zahl Null beträgt. Angelastet wurden dem Veganismus jedoch mehrere Fälle: ein Kind von Rohkost-Eltern; eines, das an einer Lugenentzündung starb; und eines, das Eier konsumierte, was nicht wirklich vegan ist.
Aber das bisschen Recherche war vielen Vertretern der Presse zu viel. Statt sich über die Fakten zu informierten, produzierten sie lieber Überschriften wie "Kinder sollten nicht vegan leben" (Neue Westfälische, 10.07.2004), "Veganer-Eltern ließen Baby verhungern" (Kölnische Rundschau, 09.07.2004), "Kleinkind von Veganern verhungert" (Berliner Morgenpost, 10.07.2004) usw. Dass die kritische Überprüfung von Fakten (hier: waren diese Kinder überhaupt vegan) zum journalistischen Alltagsgeschäft gehöre, scheint diesen Schreibern nicht mehr vertraut zu sein.
Journalisten korrigieren Wissenschaftler
Noch abwegiger (aber nicht wesentlich seltener) wrid es, wenn Journalisten nicht 'vegessen' zu recherchieren, sondern nicht einmal lesen können (oder wollen), worauf sie sich beziehen. Vor zwei Jahren wurde eine Studie veröffentlicht, die den Kalziumhaushalt und die Knochendichte von Veganern untersuchen wollte.1 Zwar gab es hier den bereits methodischen Fehler, dies an buddhistischen Nonnen zu ermitteln, sodass die Ergebnisse nicht auf Veganern übertragbar sind, die unter wesentlich besseren Ernährungsbedingungen leben, aber das Ergebnis war ohnehin ein positives. Denn es wird festgehalten, dass trotz niedrigerer Kalziumaufnahme "Veganismus keine nachteiligen Folgen für die Knochenmineraldichte hat und die Körperzusammensetzung nicht ändert". In einer Pressemitteilung dazu sagt einer der Autoren:
Nun möchte man meinen, "Veganer haben so gesunde Knochen wie jeder sonst" sei eindeutig. Aber die Journalisten wissen es besser als die Autoren der Studien. Denn sie haben das Detail herausgegriffen, dass die Knochendichte bei den Veganern um 6% geringer war. Das ist richtig, nur ist es eine so kleine Abweichung, dass sie von den Autoren als nicht-signifikant bewertet wurde. Die Agence-France-Presse schreibt dennoch: "Vegetarische Ernährung schwächt die Knochen" und die deutsche Variante bei n-tv trägt die Überschrift: "Veganer mit schwachen Knochen". Das setzt sich auch in Online-Magazinen fort wie bei opposingviews.com mit "Vegetarische Ernährung führt zu niedrigerer Knochendichte". Es gab auch Medien, die den Sachverhalt richtig dargestellt haben. Aber die eben genannten Beispiele, unter anderem von einer großen Presseagentur, zeigen erneut, dass manche Journalisten gerne die wesentlichen Fakten ignorieren, wenn die unwesentlichen "besser" sind.
Erhöhtes Infarktriskio?
So wundert es nicht, dass vor einigen Wochen eine weitere Studie von den Medien zurechtgerückt wurde. Duo Li hat lediglich bestätigt, was nicht neu ist: dass Veganer niedrigere Vitamin-B12-Werte hätten (wenn sie nicht supplementieren würden) und niedrigere Werte bei Omega-3-Fettsäuren.3 Auch nicht neu war, dass sich diese beiden Faktoren nachteilig auf Gefäße und Herz auswirken könnten.
Erneut werden einige Frage aufgeworfen, wenn man die Studie kritisch betrachtet. So befasst sie sich eigentlich mit Vegetariern und ist deshalb nur bedingt auf Veganer anzuwenden. Bei einer der vier Studien, die Li zum Omega-3-Status anführt, wurden keine Veganer berücksichtigt, sondern nur Vegetarier.4 Bei einer weiteren5 zitiert er ihr Ergebnis nur teilweise, wohingegen die Autoren der Studie zu dem Schluss gekommen sind, dass "die endogene [körpereigene] Produktion von EPA und DHA [zwei der drei Omega-3-Fettsäuren] niedrige aber stabile Plasmakonzentrationen" gewährleistet. In der dritten Studie wurden lediglich 18 vegane Versuchspersonen einbezogen (gegenüber 121 Nichtveganern),6 was schwerlich repräsentativ ist, und die vierte Studie widerspricht der eben zitierten zweiten.7
Aber lassen wir dies beiseite und sehen uns an, zu welcher Schlussfolgerung Li gekommen ist. Ich zitiere aus der Zusammenfassung:
Ohne das im Einzelnen näher zu erklären, reicht es zu wissen, dass das alles nicht gut ist.
Und was sagt er nun zu Vegetariern (bzw. Veganern) wegen ihrer vermutlich geringeren Omega-3-Aufnahme? Ebenfalls aus der Zusammenfassung:
B12 wird vernünftigerweise ohnehin supplementiert und Omega-3-Fettsäuren finden sich in z.B. Walnüssen, Sojaprodukten, Rapsöl, Leinenöl, Hanfsamen und Hanföl.
Das Ergebnis lautet mit anderen Worten: Omnivoren haben ein, wie er schreibt, Bündel von Risikofaktoren und Veganer sollten darauf achten, öfter bestimmte Pflanzenöle zu konsumieren. Aber daraus lässt sich aber nichts machen, weiß die Presse. Also greift sie zur gleichen Methode wie bei der Kalzium-Studie: ein Detail wird herausgegriffen und aufgebauscht. Das klingt dann etwa so: "Haben Veganer ein schwaches Herz?" (experto.de) und "Vegane Ernährung schlecht fürs Herz?" (diabetes-ratgeber.net) lauten zwei suggestive Fragen, deren Antwort Ja sein soll. Reißerisch wird es bei der SZ mit "Auf zu viel verzichtet", die warnt, dass der "totale Verzicht auf tierische Produkte gefährlich werden" kann. Lediglich die dpa-Meldung "Veganer müssen vorbeugen" erwähnt überhaupt die oben zitierten Zeilen zu den Risiken bei einer omnivoren Ernährung, die immerhin in der vorangestellten und online problemlos auffindbaren Zusammenfassung der Studie stehen (und nochmals am Ende), nicht versteckt in irgendeiner Fußnote. Die anderen drei Artikel halten den Hinweis darauf, dass Li lediglich auf einen möglichen Nachteil des Veganismus hingewiesen hat, aber Unveganismus stark kritisierte, für nicht erwähnenswert. Zu dumm, um richtig zu lesen oder nur unwillig?
Veganer sind Veganer
Auf der Seite der Wissenschaftler (oder Autoren, die einen Anspruch in diese Richtung haben) sieht es beim Umgang mit Fakten manchmal nicht viel besser aus als bei der schreibenden Zunft. Eine der Voraussetzung für das wissenschaftliche Arbeiten ist Exaktheit. Einem Chemiker kann es nicht egal sein, ob seine Probe verunreinigt ist, da die Resultate ansonsten unbrauchbar sind. Und bei allen fängt die Exaktheit bereits bei den Begriffen an. Ein Ethnologe, der Indianer erforschen will und zu den Indern fährt, würde sich lächerlich machen.
Fast normal erscheint es schon, verschiedene Ernährungsweisen zu mischen, vor allem wenn dies im Diente des antiveganen Ressentiments geschieht. Besonders beliebt ist es, Makrobiotiker, Rohköstler und ähnliche zu Veganern zu machen. Entweder von den Wissenschaftlern selbst oder von anderen Autoren, die sich auf Studien beziehen. Wahrscheinlich glauben einige, dass das irgendwie dasselbe sei. Um nur zwei Beispiele zu nennen:
Rianne Baatenburg de Jong et al. veröffentlichten 2005 einen Artikel im European Journal of Pediatrics unter dem Titel: "Schwerer ernährungsbedingter Vitaminmangel bei einem gestillten Kind einer veganen Mutter."8 Bereits in der Zusammenfassung stellt sich dann heraus, dass es sich bei der Mutter nicht um eine Veganerin, sondern um eine Makrobiotikerin gehandelt.
Die antivegane Autorin Lierre Keith, die keine Wissenschaftlerin ist, sich aber auf Studien zu beziehen meint, behauptet: "[I]n einer Studie hatten 28% der veganen Kinder Rachitis im Sommer und 55% im Winter."9 Der Titel der Studie, wenn man ihn dann nachschlägt: "Die starke Verbreitung von Rachitis bei Kindern der makrobiotischen Ernährung."10 An einer anderen Stelle zitiert sie selbst unverholen einen Satz mit dem Begriff "makrobiotische Kinder", woraus unschwer ersichtlich ist, dass es sich um Makrobiotiker, nicht um Veganer handelt, obwohl sie hier Veganer kritisiert.11 Entweder hat sie keine Ahnung, dann ist es schlechte Recherche. Oder es ist gezielte Irreführung.
Denn Makrobiotik (oder eine andere Ernährungslehre) ist weder dasselbe wie Veganismus, noch so ähnlich, dass man vom einen auf das andere schließen könnte. Lassen wir zuerst den Fehler beiseite, dass Veganismus keine Ernährungsform ist, weshalb Studien, die sich nur auf die Ernährung beziehen, von Veganköstlern sprechen müssten. Dann kommen wir zur Feststellung, dass Anhänger der dieser Ernährungslehren sich nicht einmal vegan ernähren. Anhänger der ayurvedischen Ernährung konsumieren in allen drei Varianten (Vata, Pitta und Kapha) Tiermilchprodukte und in zweien Bienenhonig (Vata und Kapha). Makrobiotiker konsumieren Fische, teilweise gesäuerte Tiermilchprodukte und (nach der Acuff-Variante) Eier. Rohköstler konsumieren rohe Produkte, das können auch rohe Tierprodukte wie rohe Hühnereier, rohe Tiermilch oder rohes Fleisch sein. Und Anhänger der Anthroposophie dürfen ohnehin alle Tierprodukte konsumieren.12 Dem aufmerksamen Leser dürfte aufgefallen sein, dass das alles Dinge sind, die in der veganen Ernährung eindeutig nicht vorkommen.
Nun ist es so, dass ein Anhänger einer dieser Ernährungslehren theoretisch auch diese Tierprodukte weglassen könnte oder sie nur in so geringem Maße konsumiert, dass es ernährungsphysiologisch kaum relevant ist. Deshalb, so denken und handeln augenscheinlich einige Wissenschaftler, könnte eine solche Person trotzdem zur Untersuchung der veganen Ernährung herangezogen werden. Doch auch das ist falsch. Viele dieser Ernährungslehren beinhalten irrationale Einschränkungen wie der fast vollständige Wegfall von Hülsenfrüchten bei fast allen Rohkostformen, da diese vor dem Verzehr erwärmt werden müssten. Damit fehlt ihnen die wichtigste pflanzliche Proteinquelle. Oder der Wegfall von Getreide, Nüssen und Samen bei Rohkost nach Wandmaker, wodurch unter anderem die Nüsse als Fettquelle fehlen. Makrobiotiker vermeiden größtenteils Nachtschattengewächse (Kartoffeln, Tomaten, Paprika, Auberginen) wegen deren "extremem Yin", womit ihnen Quellen für Stärke und Vitamine fehlen. Diese Einschränkungen in Grundnahrungsmitteln (hier: Hülsenfrüchte und Kartoffeln) und weiteren Nahrungsmitteln gibt es bei veganer Ernährung nicht und das kann sich deutlich in den ernährungsphysiologischen Folgen widerspiegeln.
Genauso wichtig ist zu beachten, dass diese Ernährungsformen oftmals unter unreflektierten Schlagworten wie "Natürlichkeit" Vitamin-B12-Supplementation, die als "künstlich" angesehen wird, ablehnen. Wenn die Vertreter keine oder wenige Tierprodukte konsumieren, fehlt es ihnen dieses Vitamin im Gegensatz zu richtigen Veganern, die mit der Supplementation keine Probleme haben. So wundert es nicht, wenn es sich bei einem B12-Mangel, der angeblich bei einem Veganer festgestellt worden sei, tatsächlich um Rohköstler, Urköstler oder Makrobiotiker gehandelt hat.
Daraus lässt sich das Offensichtliche schließen: Nur Veganer sind Veganer, alle anderen nicht. Querschlüsse zwischen den Ernährungsformen sind methodisch falsch.
Unvertretbar?
War es nur Zufall oder lag es daran, dass Lindsay Allen beim "Forschungsarm" des US-Landwirtschaftsministeriums angestellt ist, dem US Agricultural Research Service's Western Human Nutrition Research Centre? Die von ihr geleitete Studie13 von 2003 verglich vier Gruppen von Kindern, denen zu ihrer üblichen Ernährung zusätzlich Fleisch, Tiermilch und Pflanzenöl gegeben wurde. Das Resultat war, dass die Fleisch-Gruppe sich besser entwickelte als die anderen Gruppen. Ihre Schlussfolgerung, die sie zwei Jahre später gegenüber der Presse mit Bezug auf diese Studie äußerte, lautet: "Es ist unethisch, Kinder vegan zu ernähren."14
Wenn man betrachtet, wie sie von den Ergebissen zu dieser Schlussfolgerung kommt, wird man das Gefühl nicht los, dass sie andere für dumm hält. Die Versuchspersonen dieser Studie waren unter- bzw. schlecht ernährte Kinder in Kenia. Veganismus aufgrund von unterernährten Versuchspersonen, die etwas zusätzliches Öl bekommen, zu bewerten, ist so lächerlich, dass nicht verwunderlich ist, weshalb ihr eben zitierter Ausspruch nicht in der Studie selbst steht. Denn das hätten sich die Herausgeber der Fachzeitschrift verbeten. Auch der "Vergleich" der Versuchsgruppen ist nicht weniger lächerlich: Das Pflanzenöl hat bei allen Nährstoffen bis auf Eisen deutlich niedrigere Werte als die anderen beiden Ergänzungen.15 Z.B. bei Protein kaum die Hälfte und bei Zink nur knapp die Hälfte gegenüber Fleisch. Wäre eine wirklich äquivalente Ergänzung genommen worden (z.B. in Form von Hülsenfrüchten), wären die Ergebnisse anders ausgefallen als bei diesem groteskt schiefen Vergleich.
Vor allem der erste dieser zwei ausgewählten16 Kritikpunkte wurde teilweise auch von der Presse berücksichtigt. Teilweise. Viele plapperten dagegen ohne kritische Hinterfragung Allens Aussage nach. So die Associated Press, deren Meldung bei Yahoo News unter dem Titel "Fleisch ist wichtig für kindliche Entwicklung" wiedergegeben wird, bei der Stuttgarter Zeitung mit dem Untertitel "Veganische [sic!] Ernährung für Kinder unvertretbar" und bei den Oberösterreichischen Nachrichten heißt es: "Vegane Ernährung schadet". Hinweise auf die Umstände der Studie fehlen. Übrig bleibt die Aussage, Veganismus sei schlecht für Kinder.
Veganismus ist unnatürlich
Vorurteilsbehaftete Wissenschaftler und Journalisten sind nicht die einzigen, die Veganismus in Verruf bringen. Auch unter angeblichen Veganern (die oftmals, wenn überhaupt, nur Veganköstlern sind) gibt es Personen und Gruppierungen, die esoterischen Ernährungslehren wie den oben genannten anhängen. Die Folge ist, dass sie Kleinkinder mit Mandelmilch ernähren, was selbstverständlich eine Mangelernährung ist, oder die B12-Supplementation als "künstlich" oder "synthetisch" ablehnen,17 was (wiederum gerade bei Kleinkindern) selbstverständlich schnell einen B12-Mangel nach sich zieht.
Veganismus ist unnatürlich und das ist gut so. Die Natur ist kein Maßstab, weder die Ethik ("Löwen fressen doch auch Antilopen") noch die Ernährung betreffend. Es besteht keine generelle Notwendigkeit, bestimmte Lebensmittel aus anderen als aus ethischen Gründen zu vermeiden. Wenn es Grundnahrungsmittel betrifft, kann die Vermeidung schädlich sein. Und notwendige Supplementation abzulehnen, ist unverantwortlich.
Der Veganismus ist keine Wunderernährung, die alle gesundheitlichen Probleme löst. Aber er ist – mit etwas Verstand durchgeführt –, gesund und ohne bedeutende Nachteile. Ungeachtet der Versuche mancher Journalisten und ideologischer Wissenschaftler, ihn mit billigen Methoden zu diskreditieren. Und ungeachtet einiger angeblicher Veganer, die unwissenschaftlichen Ernährungslehren anhängen. Denn an einer Hürde scheitert der antiwissenschaftliche Affekt letztendlich immer: den Fakten.
Veganer Kinderfriedhof bisher leer
Die Diskrepanz zwischen medialer Berichterstattung und Realität wird deutlich an all den verhungerten veganen Kinder, deren genaue Zahl Null beträgt. Angelastet wurden dem Veganismus jedoch mehrere Fälle: ein Kind von Rohkost-Eltern; eines, das an einer Lugenentzündung starb; und eines, das Eier konsumierte, was nicht wirklich vegan ist.
Aber das bisschen Recherche war vielen Vertretern der Presse zu viel. Statt sich über die Fakten zu informierten, produzierten sie lieber Überschriften wie "Kinder sollten nicht vegan leben" (Neue Westfälische, 10.07.2004), "Veganer-Eltern ließen Baby verhungern" (Kölnische Rundschau, 09.07.2004), "Kleinkind von Veganern verhungert" (Berliner Morgenpost, 10.07.2004) usw. Dass die kritische Überprüfung von Fakten (hier: waren diese Kinder überhaupt vegan) zum journalistischen Alltagsgeschäft gehöre, scheint diesen Schreibern nicht mehr vertraut zu sein.
Journalisten korrigieren Wissenschaftler
Noch abwegiger (aber nicht wesentlich seltener) wrid es, wenn Journalisten nicht 'vegessen' zu recherchieren, sondern nicht einmal lesen können (oder wollen), worauf sie sich beziehen. Vor zwei Jahren wurde eine Studie veröffentlicht, die den Kalziumhaushalt und die Knochendichte von Veganern untersuchen wollte.1 Zwar gab es hier den bereits methodischen Fehler, dies an buddhistischen Nonnen zu ermitteln, sodass die Ergebnisse nicht auf Veganern übertragbar sind, die unter wesentlich besseren Ernährungsbedingungen leben, aber das Ergebnis war ohnehin ein positives. Denn es wird festgehalten, dass trotz niedrigerer Kalziumaufnahme "Veganismus keine nachteiligen Folgen für die Knochenmineraldichte hat und die Körperzusammensetzung nicht ändert". In einer Pressemitteilung dazu sagt einer der Autoren:
Für die 5% der Menschen in westlichen Ländern, die Vegetarier sind, ist das eine sehr gute Neuigkeit. Sogar Veganer, die nur pflanzliche Nahrung essen, zeigen, dass die so gesunde Knochen haben wie jeder sonst.2
Nun möchte man meinen, "Veganer haben so gesunde Knochen wie jeder sonst" sei eindeutig. Aber die Journalisten wissen es besser als die Autoren der Studien. Denn sie haben das Detail herausgegriffen, dass die Knochendichte bei den Veganern um 6% geringer war. Das ist richtig, nur ist es eine so kleine Abweichung, dass sie von den Autoren als nicht-signifikant bewertet wurde. Die Agence-France-Presse schreibt dennoch: "Vegetarische Ernährung schwächt die Knochen" und die deutsche Variante bei n-tv trägt die Überschrift: "Veganer mit schwachen Knochen". Das setzt sich auch in Online-Magazinen fort wie bei opposingviews.com mit "Vegetarische Ernährung führt zu niedrigerer Knochendichte". Es gab auch Medien, die den Sachverhalt richtig dargestellt haben. Aber die eben genannten Beispiele, unter anderem von einer großen Presseagentur, zeigen erneut, dass manche Journalisten gerne die wesentlichen Fakten ignorieren, wenn die unwesentlichen "besser" sind.
Erhöhtes Infarktriskio?
So wundert es nicht, dass vor einigen Wochen eine weitere Studie von den Medien zurechtgerückt wurde. Duo Li hat lediglich bestätigt, was nicht neu ist: dass Veganer niedrigere Vitamin-B12-Werte hätten (wenn sie nicht supplementieren würden) und niedrigere Werte bei Omega-3-Fettsäuren.3 Auch nicht neu war, dass sich diese beiden Faktoren nachteilig auf Gefäße und Herz auswirken könnten.
Erneut werden einige Frage aufgeworfen, wenn man die Studie kritisch betrachtet. So befasst sie sich eigentlich mit Vegetariern und ist deshalb nur bedingt auf Veganer anzuwenden. Bei einer der vier Studien, die Li zum Omega-3-Status anführt, wurden keine Veganer berücksichtigt, sondern nur Vegetarier.4 Bei einer weiteren5 zitiert er ihr Ergebnis nur teilweise, wohingegen die Autoren der Studie zu dem Schluss gekommen sind, dass "die endogene [körpereigene] Produktion von EPA und DHA [zwei der drei Omega-3-Fettsäuren] niedrige aber stabile Plasmakonzentrationen" gewährleistet. In der dritten Studie wurden lediglich 18 vegane Versuchspersonen einbezogen (gegenüber 121 Nichtveganern),6 was schwerlich repräsentativ ist, und die vierte Studie widerspricht der eben zitierten zweiten.7
Aber lassen wir dies beiseite und sehen uns an, zu welcher Schlussfolgerung Li gekommen ist. Ich zitiere aus der Zusammenfassung:
Omnivoren haben ein signifikant größeres Bündel von kardiovaskulären Risikofaktoren verglichen mit Vegetariern, einschließlich höherem BMI, höherem Taille-Hüft-Verhältnis, höherem Blutdruck, höherer Cholsterinblutkonzentration, höheren Triacylgycerol- und LDL-C-Werte, höherer Lipoprotein(a)-Konzentration, höherer Plasma-Faktor-VII-Aktivität, höherem TC/HDL-C-Verhältnis, höheren LDL-C/HDL-C-, sowie TAG/HDL-C- und Serum-Ferritin-Werten.
Ohne das im Einzelnen näher zu erklären, reicht es zu wissen, dass das alles nicht gut ist.
Und was sagt er nun zu Vegetariern (bzw. Veganern) wegen ihrer vermutlich geringeren Omega-3-Aufnahme? Ebenfalls aus der Zusammenfassung:
Es wird vorschlagen, dass Vegetarier, besonders Veganer, über ihre Nahrungsaufnahme mehr Omega-3-Fettsäuren und Vitamin B12 einnehmen.
B12 wird vernünftigerweise ohnehin supplementiert und Omega-3-Fettsäuren finden sich in z.B. Walnüssen, Sojaprodukten, Rapsöl, Leinenöl, Hanfsamen und Hanföl.
Das Ergebnis lautet mit anderen Worten: Omnivoren haben ein, wie er schreibt, Bündel von Risikofaktoren und Veganer sollten darauf achten, öfter bestimmte Pflanzenöle zu konsumieren. Aber daraus lässt sich aber nichts machen, weiß die Presse. Also greift sie zur gleichen Methode wie bei der Kalzium-Studie: ein Detail wird herausgegriffen und aufgebauscht. Das klingt dann etwa so: "Haben Veganer ein schwaches Herz?" (experto.de) und "Vegane Ernährung schlecht fürs Herz?" (diabetes-ratgeber.net) lauten zwei suggestive Fragen, deren Antwort Ja sein soll. Reißerisch wird es bei der SZ mit "Auf zu viel verzichtet", die warnt, dass der "totale Verzicht auf tierische Produkte gefährlich werden" kann. Lediglich die dpa-Meldung "Veganer müssen vorbeugen" erwähnt überhaupt die oben zitierten Zeilen zu den Risiken bei einer omnivoren Ernährung, die immerhin in der vorangestellten und online problemlos auffindbaren Zusammenfassung der Studie stehen (und nochmals am Ende), nicht versteckt in irgendeiner Fußnote. Die anderen drei Artikel halten den Hinweis darauf, dass Li lediglich auf einen möglichen Nachteil des Veganismus hingewiesen hat, aber Unveganismus stark kritisierte, für nicht erwähnenswert. Zu dumm, um richtig zu lesen oder nur unwillig?
Veganer sind Veganer
Auf der Seite der Wissenschaftler (oder Autoren, die einen Anspruch in diese Richtung haben) sieht es beim Umgang mit Fakten manchmal nicht viel besser aus als bei der schreibenden Zunft. Eine der Voraussetzung für das wissenschaftliche Arbeiten ist Exaktheit. Einem Chemiker kann es nicht egal sein, ob seine Probe verunreinigt ist, da die Resultate ansonsten unbrauchbar sind. Und bei allen fängt die Exaktheit bereits bei den Begriffen an. Ein Ethnologe, der Indianer erforschen will und zu den Indern fährt, würde sich lächerlich machen.
Fast normal erscheint es schon, verschiedene Ernährungsweisen zu mischen, vor allem wenn dies im Diente des antiveganen Ressentiments geschieht. Besonders beliebt ist es, Makrobiotiker, Rohköstler und ähnliche zu Veganern zu machen. Entweder von den Wissenschaftlern selbst oder von anderen Autoren, die sich auf Studien beziehen. Wahrscheinlich glauben einige, dass das irgendwie dasselbe sei. Um nur zwei Beispiele zu nennen:
Rianne Baatenburg de Jong et al. veröffentlichten 2005 einen Artikel im European Journal of Pediatrics unter dem Titel: "Schwerer ernährungsbedingter Vitaminmangel bei einem gestillten Kind einer veganen Mutter."8 Bereits in der Zusammenfassung stellt sich dann heraus, dass es sich bei der Mutter nicht um eine Veganerin, sondern um eine Makrobiotikerin gehandelt.
Die antivegane Autorin Lierre Keith, die keine Wissenschaftlerin ist, sich aber auf Studien zu beziehen meint, behauptet: "[I]n einer Studie hatten 28% der veganen Kinder Rachitis im Sommer und 55% im Winter."9 Der Titel der Studie, wenn man ihn dann nachschlägt: "Die starke Verbreitung von Rachitis bei Kindern der makrobiotischen Ernährung."10 An einer anderen Stelle zitiert sie selbst unverholen einen Satz mit dem Begriff "makrobiotische Kinder", woraus unschwer ersichtlich ist, dass es sich um Makrobiotiker, nicht um Veganer handelt, obwohl sie hier Veganer kritisiert.11 Entweder hat sie keine Ahnung, dann ist es schlechte Recherche. Oder es ist gezielte Irreführung.
Denn Makrobiotik (oder eine andere Ernährungslehre) ist weder dasselbe wie Veganismus, noch so ähnlich, dass man vom einen auf das andere schließen könnte. Lassen wir zuerst den Fehler beiseite, dass Veganismus keine Ernährungsform ist, weshalb Studien, die sich nur auf die Ernährung beziehen, von Veganköstlern sprechen müssten. Dann kommen wir zur Feststellung, dass Anhänger der dieser Ernährungslehren sich nicht einmal vegan ernähren. Anhänger der ayurvedischen Ernährung konsumieren in allen drei Varianten (Vata, Pitta und Kapha) Tiermilchprodukte und in zweien Bienenhonig (Vata und Kapha). Makrobiotiker konsumieren Fische, teilweise gesäuerte Tiermilchprodukte und (nach der Acuff-Variante) Eier. Rohköstler konsumieren rohe Produkte, das können auch rohe Tierprodukte wie rohe Hühnereier, rohe Tiermilch oder rohes Fleisch sein. Und Anhänger der Anthroposophie dürfen ohnehin alle Tierprodukte konsumieren.12 Dem aufmerksamen Leser dürfte aufgefallen sein, dass das alles Dinge sind, die in der veganen Ernährung eindeutig nicht vorkommen.
Nun ist es so, dass ein Anhänger einer dieser Ernährungslehren theoretisch auch diese Tierprodukte weglassen könnte oder sie nur in so geringem Maße konsumiert, dass es ernährungsphysiologisch kaum relevant ist. Deshalb, so denken und handeln augenscheinlich einige Wissenschaftler, könnte eine solche Person trotzdem zur Untersuchung der veganen Ernährung herangezogen werden. Doch auch das ist falsch. Viele dieser Ernährungslehren beinhalten irrationale Einschränkungen wie der fast vollständige Wegfall von Hülsenfrüchten bei fast allen Rohkostformen, da diese vor dem Verzehr erwärmt werden müssten. Damit fehlt ihnen die wichtigste pflanzliche Proteinquelle. Oder der Wegfall von Getreide, Nüssen und Samen bei Rohkost nach Wandmaker, wodurch unter anderem die Nüsse als Fettquelle fehlen. Makrobiotiker vermeiden größtenteils Nachtschattengewächse (Kartoffeln, Tomaten, Paprika, Auberginen) wegen deren "extremem Yin", womit ihnen Quellen für Stärke und Vitamine fehlen. Diese Einschränkungen in Grundnahrungsmitteln (hier: Hülsenfrüchte und Kartoffeln) und weiteren Nahrungsmitteln gibt es bei veganer Ernährung nicht und das kann sich deutlich in den ernährungsphysiologischen Folgen widerspiegeln.
Genauso wichtig ist zu beachten, dass diese Ernährungsformen oftmals unter unreflektierten Schlagworten wie "Natürlichkeit" Vitamin-B12-Supplementation, die als "künstlich" angesehen wird, ablehnen. Wenn die Vertreter keine oder wenige Tierprodukte konsumieren, fehlt es ihnen dieses Vitamin im Gegensatz zu richtigen Veganern, die mit der Supplementation keine Probleme haben. So wundert es nicht, wenn es sich bei einem B12-Mangel, der angeblich bei einem Veganer festgestellt worden sei, tatsächlich um Rohköstler, Urköstler oder Makrobiotiker gehandelt hat.
Daraus lässt sich das Offensichtliche schließen: Nur Veganer sind Veganer, alle anderen nicht. Querschlüsse zwischen den Ernährungsformen sind methodisch falsch.
Unvertretbar?
War es nur Zufall oder lag es daran, dass Lindsay Allen beim "Forschungsarm" des US-Landwirtschaftsministeriums angestellt ist, dem US Agricultural Research Service's Western Human Nutrition Research Centre? Die von ihr geleitete Studie13 von 2003 verglich vier Gruppen von Kindern, denen zu ihrer üblichen Ernährung zusätzlich Fleisch, Tiermilch und Pflanzenöl gegeben wurde. Das Resultat war, dass die Fleisch-Gruppe sich besser entwickelte als die anderen Gruppen. Ihre Schlussfolgerung, die sie zwei Jahre später gegenüber der Presse mit Bezug auf diese Studie äußerte, lautet: "Es ist unethisch, Kinder vegan zu ernähren."14
Wenn man betrachtet, wie sie von den Ergebissen zu dieser Schlussfolgerung kommt, wird man das Gefühl nicht los, dass sie andere für dumm hält. Die Versuchspersonen dieser Studie waren unter- bzw. schlecht ernährte Kinder in Kenia. Veganismus aufgrund von unterernährten Versuchspersonen, die etwas zusätzliches Öl bekommen, zu bewerten, ist so lächerlich, dass nicht verwunderlich ist, weshalb ihr eben zitierter Ausspruch nicht in der Studie selbst steht. Denn das hätten sich die Herausgeber der Fachzeitschrift verbeten. Auch der "Vergleich" der Versuchsgruppen ist nicht weniger lächerlich: Das Pflanzenöl hat bei allen Nährstoffen bis auf Eisen deutlich niedrigere Werte als die anderen beiden Ergänzungen.15 Z.B. bei Protein kaum die Hälfte und bei Zink nur knapp die Hälfte gegenüber Fleisch. Wäre eine wirklich äquivalente Ergänzung genommen worden (z.B. in Form von Hülsenfrüchten), wären die Ergebnisse anders ausgefallen als bei diesem groteskt schiefen Vergleich.
Vor allem der erste dieser zwei ausgewählten16 Kritikpunkte wurde teilweise auch von der Presse berücksichtigt. Teilweise. Viele plapperten dagegen ohne kritische Hinterfragung Allens Aussage nach. So die Associated Press, deren Meldung bei Yahoo News unter dem Titel "Fleisch ist wichtig für kindliche Entwicklung" wiedergegeben wird, bei der Stuttgarter Zeitung mit dem Untertitel "Veganische [sic!] Ernährung für Kinder unvertretbar" und bei den Oberösterreichischen Nachrichten heißt es: "Vegane Ernährung schadet". Hinweise auf die Umstände der Studie fehlen. Übrig bleibt die Aussage, Veganismus sei schlecht für Kinder.
Veganismus ist unnatürlich
Vorurteilsbehaftete Wissenschaftler und Journalisten sind nicht die einzigen, die Veganismus in Verruf bringen. Auch unter angeblichen Veganern (die oftmals, wenn überhaupt, nur Veganköstlern sind) gibt es Personen und Gruppierungen, die esoterischen Ernährungslehren wie den oben genannten anhängen. Die Folge ist, dass sie Kleinkinder mit Mandelmilch ernähren, was selbstverständlich eine Mangelernährung ist, oder die B12-Supplementation als "künstlich" oder "synthetisch" ablehnen,17 was (wiederum gerade bei Kleinkindern) selbstverständlich schnell einen B12-Mangel nach sich zieht.
Veganismus ist unnatürlich und das ist gut so. Die Natur ist kein Maßstab, weder die Ethik ("Löwen fressen doch auch Antilopen") noch die Ernährung betreffend. Es besteht keine generelle Notwendigkeit, bestimmte Lebensmittel aus anderen als aus ethischen Gründen zu vermeiden. Wenn es Grundnahrungsmittel betrifft, kann die Vermeidung schädlich sein. Und notwendige Supplementation abzulehnen, ist unverantwortlich.
Der Veganismus ist keine Wunderernährung, die alle gesundheitlichen Probleme löst. Aber er ist – mit etwas Verstand durchgeführt –, gesund und ohne bedeutende Nachteile. Ungeachtet der Versuche mancher Journalisten und ideologischer Wissenschaftler, ihn mit billigen Methoden zu diskreditieren. Und ungeachtet einiger angeblicher Veganer, die unwissenschaftlichen Ernährungslehren anhängen. Denn an einer Hürde scheitert der antiwissenschaftliche Affekt letztendlich immer: den Fakten.
__________
Fußnoten
1 L. T. Ho-Pham, P. L. T. Nguyen, T. T. T. Le, T. A. T. Doan, N. T. Tran, T. A. Le and T. V. Nguyen: Veganism, bone mineral density, and body composition: a study in Buddhist nuns, in: Osteoporosis International 20 (2009), H. 12, 2087–2093.
2 http://www.garvan.org.au/news-events/news/vegan-buddhist-nuns-have-same-bone-density-as-non-vegetarians.html [30.03.2011].
3 Duo Li: Chemistry behind Vegetarianism, in: Journal of Agricicultural Food Chemistry 59 (2011), 777–784.
4 Das ist bei ihm Anm. 36, vgl. Li 2011, a.a.O., 779,2. Es handelt sich um: Duo Li, Madeleine Ball, Melinda Bartlett und Andrew Sinclair: Lipoprotein(a), essential fatty acid status and lipoproteinlipids in female Australian vegetarians, in: Clinical Science 97 (1999), 175–181.
5 Bei ihm Anm. 37, vgl. Li 2011, a.a.O., 780,1. Es handelt sich um: M.S. Rosell, Z. Lloyd-Wright, P.N. Appleby, T.A. Sanders, N.E. Allen, T.J. Key: Long-chain n-3 polyunsaturated fatty acids in plasma in British meat-eating, vegetarian, and vegan men, in: American Journal of Clinical Nutrition 82 (2005), H. 2, 327–334.
6 Bei ihm Anm. 35, vgl. Li 2011, a.a.O., 779,2. Es handelt sich um: D. Li, A. Sinclair, N. Mann, A. Turner, M. Ball, F. Kelly, L. Abedin, A. Wilson: The association of diet and thrombotic risk factors in healthy male vegetarians and meat-eaters, in: European Journal of Clinical Nutrition 53 (1999), H. 8, 612–619.
7 Bei ihm Anm. 38, vgl. Li 2011, a.a.O., 780,1. Es handelt sich um: M. Kornsteiner, I. Singer, I. Elmadfa: Very low n-3 long-chain polyunsaturated fatty acid status in Austrian vegetarians and vegan, in: Annals of nutrition & metabolism 52 (2008), H. 1, 37–47.
8 Rianne Baatenburg de Jong, Jolita Bekhof, Ruurdjan Roorda and Pieter Zwart: Severe nutritional vitamin deficiency in a breast-fed infant of a vegan mother, in: European Journal of Pediatrics 164 (2005), H. 4, 259–260.
9 Lierre Keith: The Vegetarian Myth. Food, justice, and sustainability, Flashpoint Press, Crescent City (CA) 2009, 181.
10 P.C. Dagnelie, J.V.R.A. Vergote, W.A. van Staveren WA: High Prevalence of Rickets in Infants on Macrobiotic Diets, in: American Journal of Clinical Nutrition 51 (1990), 201–208.
11 Keith, a.a.O., 241.
12 Klaus Leitzmann, Markus Keller, Andreas Hahn: Alternative Ernährungsformen, 2. überarb. Aufl., Stuttgart 2005, in dieser Reihenfolge: ayurvedisch: 43f. – Makrobiotik: 72, 78 – Rohkost: 124f., 130 – anthroposophisch: 81 (Rudolf Steiner zitierend mit den Worten: "Ich sage überhaupt niemals einem Menschen, ob er den Alkoholgenuß unterlassen soll oder ob er den Alkohol trinken soll, ob er Pflanzen essen oder Fleisch essen soll, sondern ich sage zu dem Menschen: der Alkohol wirkt so und so. Ich stelle ihm einfach dar, wie er wirkt, dann mag er sich entschließen zu trinken oder nicht. Und so mache ich es schließlich auch beim Pflanzen- und Fleischessen.").
13 Charlotte G. Neumann, Nimrod O. Bwibo, Suzanne P. Murphy, Marian Sigman, Shannon Whaley, Lindsay H. Allen, Donald Guthrie, Robert E. Weiss, and Montague W. Demment: Animal Source Foods Improve Dietary Quality, Micronutrient Status, Growth and Cognitive Function in Kenyan School Children: Background, Study Design and Baseline Findings, in: Journal of Nutrition 133 (2003), H. 11, 3941–3949.
14 In vielen Artikeln zitiert, u.a. http://www.healthylivingnyc.com/article/117 [01.04.2011].
15 Vgl. Neumann et al. 2003, a.a.O., 3944,1, Tab. 1.
16 Dazu kommt auch die fragliche Objektivität. Abgesehen von ihrer Verbindung zum Landwirtschaftsministerium wurde diese Studie gefördert von – Überraschung – dem GL-CRPS ("Global Livestock Collaborative Research and Support Program") und von der "National Cattleman’s Beef Association", vgl. Neumann et al. 2003, 3941,1, Anm. 2.
17 Der Vorsitzende der Gruppe "vegane gesellschaft e.v." sagte einer Tageszeitung: "Ich finde es wichtig den Leuten zu sagen, dass sie kein synthetisches Vitamin B12 nehmen sollen, sondern aktives B12, das wirklich auch im Speicher landet."* Das ist irreführend, denn "synthetisches" B12 (meist Cyanocobalamin) ist immer aktives, wohingegen "natürliche" pflanzliche Quellen, die propagiert werden,** oft inaktives B12 (Analoga) beinhalten. Näheres siehe hier.
*) http://blogs.taz.de/tischgespraech/2011/03/14/man_muss_den_menschen_reinen_wein_einschenken/ [14.02.2011].
**) "Vegane Rohköstler_innen, die auch Wildpflanzen verzehren und ihre Nahrung nie über 42° C erhitzen, leiden jedenfalls so gut wie nie unter einem B12-Mangel." (http://www.vegane-gesellschaft.org/2011/02/13/vegane-gesellschaft-deutschland-antwortet-auf-den-artikel-in-der-suddeutschen-zeitung/ [15.03.2011]). Aussagen darüber, wieso Wildpflanzen B12 enthielten und in welcher Menge, und eine Plausibilisierung für die Behauptung, Rohköstler bekämen keinen B12-Mangel, finden sich dort, wie zu erwarten, nicht.
Andere Nachweise
Agence France-Presse-Meldung: 02.09.2009, http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5jCeqkrlehJr_1Je2x5wCgH8MBF_g [30.03.2011].
n-tv-Artikel: 02.09.2009, http://www.n-tv.de/wissen/koerpergeist/Veganer-mit-schwachen-Knochen-article393972.html [30.03.2011].
opposingviews.com-Artikel: 06.06.2009, http://www.opposingviews.com/i/vegetarian-diet-leads-to-lower-bone-density [30.03.2011].
experto.de-Artikel: 10.02.2011, http://www.vnr.de/b2c/gesundheit/krankheiten/herz/haben-veganer-ein-schwaches-herz.html [10.02.2011].
diabetes-ratgeber.net: 03.03.2011, http://www.diabetes-ratgeber.net/Herzinfarkt/Vegane-Ernaehrung-schlecht-fuers-Herz-103337.html [03.03.2011].
SZ-Artikel: 03.02.2011, http://www.sueddeutsche.de/wissen/vegane-ernaehrung-auf-zu-viel-verzichtet-1.1055074 [11.02.2011].
dpa-Meldung: 11.02.2011, http://www.n-tv.de/wissen/Veganer-muessen-vorbeugen-article2591451.html [11.02.2011].
ap-Meldung: http://de.news.yahoo.com/050303/12/4fxt2.html [04.03.2005, nicht mehr online, Text hier].
Stuttgarter-Zeitung-Artikel: 03.03.2005, http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/886304 [04.03.2005, nicht mehr online, Text hier].
Oberösterreichischen-Nachrichten-Meldung: 05.03.2005, http://www.nachrichten.at/leben/339051?PHPSESSID=baaf46b1d63d21b08f3b9812c160b7b4 [05.03.2005, nicht mehr online, Text hier].
Foto Brokkoli: altaripa.sabine / Flickr / CC BY-NC-SA 2.0
Foto Brot: adactio / Flickr / CC BY 2.0
Foto Kind: TKnoxB / FLickr / CC BY 2.0
Fußnoten
1 L. T. Ho-Pham, P. L. T. Nguyen, T. T. T. Le, T. A. T. Doan, N. T. Tran, T. A. Le and T. V. Nguyen: Veganism, bone mineral density, and body composition: a study in Buddhist nuns, in: Osteoporosis International 20 (2009), H. 12, 2087–2093.
2 http://www.garvan.org.au/news-events/news/vegan-buddhist-nuns-have-same-bone-density-as-non-vegetarians.html [30.03.2011].
3 Duo Li: Chemistry behind Vegetarianism, in: Journal of Agricicultural Food Chemistry 59 (2011), 777–784.
4 Das ist bei ihm Anm. 36, vgl. Li 2011, a.a.O., 779,2. Es handelt sich um: Duo Li, Madeleine Ball, Melinda Bartlett und Andrew Sinclair: Lipoprotein(a), essential fatty acid status and lipoproteinlipids in female Australian vegetarians, in: Clinical Science 97 (1999), 175–181.
5 Bei ihm Anm. 37, vgl. Li 2011, a.a.O., 780,1. Es handelt sich um: M.S. Rosell, Z. Lloyd-Wright, P.N. Appleby, T.A. Sanders, N.E. Allen, T.J. Key: Long-chain n-3 polyunsaturated fatty acids in plasma in British meat-eating, vegetarian, and vegan men, in: American Journal of Clinical Nutrition 82 (2005), H. 2, 327–334.
6 Bei ihm Anm. 35, vgl. Li 2011, a.a.O., 779,2. Es handelt sich um: D. Li, A. Sinclair, N. Mann, A. Turner, M. Ball, F. Kelly, L. Abedin, A. Wilson: The association of diet and thrombotic risk factors in healthy male vegetarians and meat-eaters, in: European Journal of Clinical Nutrition 53 (1999), H. 8, 612–619.
7 Bei ihm Anm. 38, vgl. Li 2011, a.a.O., 780,1. Es handelt sich um: M. Kornsteiner, I. Singer, I. Elmadfa: Very low n-3 long-chain polyunsaturated fatty acid status in Austrian vegetarians and vegan, in: Annals of nutrition & metabolism 52 (2008), H. 1, 37–47.
8 Rianne Baatenburg de Jong, Jolita Bekhof, Ruurdjan Roorda and Pieter Zwart: Severe nutritional vitamin deficiency in a breast-fed infant of a vegan mother, in: European Journal of Pediatrics 164 (2005), H. 4, 259–260.
9 Lierre Keith: The Vegetarian Myth. Food, justice, and sustainability, Flashpoint Press, Crescent City (CA) 2009, 181.
10 P.C. Dagnelie, J.V.R.A. Vergote, W.A. van Staveren WA: High Prevalence of Rickets in Infants on Macrobiotic Diets, in: American Journal of Clinical Nutrition 51 (1990), 201–208.
11 Keith, a.a.O., 241.
12 Klaus Leitzmann, Markus Keller, Andreas Hahn: Alternative Ernährungsformen, 2. überarb. Aufl., Stuttgart 2005, in dieser Reihenfolge: ayurvedisch: 43f. – Makrobiotik: 72, 78 – Rohkost: 124f., 130 – anthroposophisch: 81 (Rudolf Steiner zitierend mit den Worten: "Ich sage überhaupt niemals einem Menschen, ob er den Alkoholgenuß unterlassen soll oder ob er den Alkohol trinken soll, ob er Pflanzen essen oder Fleisch essen soll, sondern ich sage zu dem Menschen: der Alkohol wirkt so und so. Ich stelle ihm einfach dar, wie er wirkt, dann mag er sich entschließen zu trinken oder nicht. Und so mache ich es schließlich auch beim Pflanzen- und Fleischessen.").
13 Charlotte G. Neumann, Nimrod O. Bwibo, Suzanne P. Murphy, Marian Sigman, Shannon Whaley, Lindsay H. Allen, Donald Guthrie, Robert E. Weiss, and Montague W. Demment: Animal Source Foods Improve Dietary Quality, Micronutrient Status, Growth and Cognitive Function in Kenyan School Children: Background, Study Design and Baseline Findings, in: Journal of Nutrition 133 (2003), H. 11, 3941–3949.
14 In vielen Artikeln zitiert, u.a. http://www.healthylivingnyc.com/article/117 [01.04.2011].
15 Vgl. Neumann et al. 2003, a.a.O., 3944,1, Tab. 1.
16 Dazu kommt auch die fragliche Objektivität. Abgesehen von ihrer Verbindung zum Landwirtschaftsministerium wurde diese Studie gefördert von – Überraschung – dem GL-CRPS ("Global Livestock Collaborative Research and Support Program") und von der "National Cattleman’s Beef Association", vgl. Neumann et al. 2003, 3941,1, Anm. 2.
17 Der Vorsitzende der Gruppe "vegane gesellschaft e.v." sagte einer Tageszeitung: "Ich finde es wichtig den Leuten zu sagen, dass sie kein synthetisches Vitamin B12 nehmen sollen, sondern aktives B12, das wirklich auch im Speicher landet."* Das ist irreführend, denn "synthetisches" B12 (meist Cyanocobalamin) ist immer aktives, wohingegen "natürliche" pflanzliche Quellen, die propagiert werden,** oft inaktives B12 (Analoga) beinhalten. Näheres siehe hier.
*) http://blogs.taz.de/tischgespraech/2011/03/14/man_muss_den_menschen_reinen_wein_einschenken/ [14.02.2011].
**) "Vegane Rohköstler_innen, die auch Wildpflanzen verzehren und ihre Nahrung nie über 42° C erhitzen, leiden jedenfalls so gut wie nie unter einem B12-Mangel." (http://www.vegane-gesellschaft.org/2011/02/13/vegane-gesellschaft-deutschland-antwortet-auf-den-artikel-in-der-suddeutschen-zeitung/ [15.03.2011]). Aussagen darüber, wieso Wildpflanzen B12 enthielten und in welcher Menge, und eine Plausibilisierung für die Behauptung, Rohköstler bekämen keinen B12-Mangel, finden sich dort, wie zu erwarten, nicht.
Andere Nachweise
Agence France-Presse-Meldung: 02.09.2009, http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5jCeqkrlehJr_1Je2x5wCgH8MBF_g [30.03.2011].
n-tv-Artikel: 02.09.2009, http://www.n-tv.de/wissen/koerpergeist/Veganer-mit-schwachen-Knochen-article393972.html [30.03.2011].
opposingviews.com-Artikel: 06.06.2009, http://www.opposingviews.com/i/vegetarian-diet-leads-to-lower-bone-density [30.03.2011].
experto.de-Artikel: 10.02.2011, http://www.vnr.de/b2c/gesundheit/krankheiten/herz/haben-veganer-ein-schwaches-herz.html [10.02.2011].
diabetes-ratgeber.net: 03.03.2011, http://www.diabetes-ratgeber.net/Herzinfarkt/Vegane-Ernaehrung-schlecht-fuers-Herz-103337.html [03.03.2011].
SZ-Artikel: 03.02.2011, http://www.sueddeutsche.de/wissen/vegane-ernaehrung-auf-zu-viel-verzichtet-1.1055074 [11.02.2011].
dpa-Meldung: 11.02.2011, http://www.n-tv.de/wissen/Veganer-muessen-vorbeugen-article2591451.html [11.02.2011].
ap-Meldung: http://de.news.yahoo.com/050303/12/4fxt2.html [04.03.2005, nicht mehr online, Text hier].
Stuttgarter-Zeitung-Artikel: 03.03.2005, http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/886304 [04.03.2005, nicht mehr online, Text hier].
Oberösterreichischen-Nachrichten-Meldung: 05.03.2005, http://www.nachrichten.at/leben/339051?PHPSESSID=baaf46b1d63d21b08f3b9812c160b7b4 [05.03.2005, nicht mehr online, Text hier].
Foto Brokkoli: altaripa.sabine / Flickr / CC BY-NC-SA 2.0
Foto Brot: adactio / Flickr / CC BY 2.0
Foto Kind: TKnoxB / FLickr / CC BY 2.0