Friday, February 8. 2008
Veganer in der Trivialkultur
Der nicht immer subtile Humor so mancher "Comedy"-Serie mag nicht jeden Geschmack treffen, doch er ist wohl ein interesssanter Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen. Ein bemerkenswertes Beispiel war am 20. Januar 2008 in Sat1 zu sehen. Der "Comedian" Martin Schneider spielte in "Maddin in Love" einen "Tierpfleger" im Zoo(!), inklusive massiver Zoo- und sogar ein wenig Tierversuchspropagana. Maddin war zum Abendessen eingeladen, dabei entspann sich folgender Dialog:
Sie: Möchten Sie vielleicht noch etwas Suppe?
Er: Nee, danke. Ich lass' noch e' bißche' Platz für'n Hauptgang.
...
Sie: Ich hoffe, Sie mögen Filet Stroganoff?
Er: Ja ... also, wenn kein Fleisch dran is'.
Sie: Doch, schon. Filet halt. Also, vom Rind, kein Schwein.
Er: Aber des is' e'n Problem. Weil, ich bin eine besondere Form von Veganer. Ich ess' eigentlich nur Sache', die allein vom Baum gefallen sind [wie etwa o.g. Suppe?, AS]. Weil, Pflücke' is' auch schon Gewalt.
Sie: Also ich hab', ähm, verschiedene Beilagen da, die sind jetzt nicht direkt vom Baum gefallen, aber ...
Er: Des war schon in meiner Kindheit schon so. Da hab' ich mal die Geschichte von Nils Holgersson und die Wildgänse gelese', danach konnt' ich kein Geflügel mehr esse'.
Sie: Das kenn' ich. Ich hab' seit Winnetou III auch keinen Apachen mehr angerührt.
Er: Wie meine' Sie des?
Sie: Als Scherz!?
Er: Ah, des war gut, ja!
Allzuweit her war es mit Maddins "Veganismus", vom Fallobst-Fruktarismus ganz zu schweigen, auch weiterhin nicht. In der (am gleichen Tag ausgestrahlten) nächsten Folge servierte ihm der italienische Kellner "eine große Scholle" statt der bestellten "Gnotschis" (vermutlich aus vom Baum gefallenen Kartoffeln und Eiern). Diese ließ er zurückgehen mit der Begründung: "Aber ich vertrag' keine Scholle."
Nun wäre eine (wenig originelle) Veralberung von "Veganern" nicht unbedingt eine Erwähnung auf vegane-gesellschaft.de wert - wäre es nicht wenige Stunden später auf eben jenem Sender erneut um Veganismus gegangen: Sechserpack, 20. Januar 2008 (Erstsendung 2004, Maddin hätte den Rat bezüglich Einladungen darin also beherzigen können):
Zwei Leute sitzen im Park auf einer Bank, sie ißt etwas aus einer Tüte, er liest Zeitung. Blickkontakt.
Sie (rückt näher): Möchten Sie vielleicht 'n Keks?
Er (kopfschüttelnd): Vielen Dank, ich bin Veganer.
Sie: Nein, da ist ja kein Fleisch drin, das sind ja -
Er: Nein, -
Sie: ... Waffeln.
Er: ... Veganer, nicht Vegetarier. Ich esse gar keine tierischen Produkte, keine Milch, kein Käse, keine Eier, keine Sahne.
Sie: Ach. Also das stell' ich mir aber schwierig vor.
Er: Naja, es erfordert natürlich schon 'ne gewisse Willensstärke. Schauen Sie, in der Mittagspause, da gehe ich zum Beispiel nie mit in die Kantine. Da weiß ja nicht mal der Koch was alles drin ist.
Sie: He, he, wem sagen sie das?
Er: Oder bei Einladungen, da sollte man dem Gastgeber vorher schon 'ne Liste schicken, wo drauf steht, was man will. Naja, und oft verschenken Leute ja Selbstgebackenes. Also wenn das nicht streng vegan ist, dann bin ich aber auch so ehrlich und geb' das wieder zurück.
Sie: Oah, also ich glaub', das könnt' ich nich'.
Er: Naja, ich kann nur sagen, man merkt das sofort.
Sie: Ja?
Er: Ja. Seitdem ich konsequent so lebe, habe ich keine Verstopfung mehr, keine Pickel mehr, keine Kopfschmerzen mehr. Moment, hab' ich irgendwas vergessen ...?
Sie: Mannomann, da müssen Sie aber echt tolerante Freunde haben, was?
Er: Ach ja, das war's. Freunde hab' ich natürlich auch keine mehr. Dafür aber 'nen wirklich tollen Stuhlgang.
Zwar kommt Veganismus dabei wenig überraschend nicht besonders gut weg - die Phase des Ignorierens haben wir hinter uns, mittlerweile sind wir bei den Phasen des Auslachens und der Bekämpfung angekommen, die der des Gewinnens vorausgehen - aber eines ist sicher: die Präsenz des Veganismus im Alltag nimmt stetig zu.
Sie: Möchten Sie vielleicht noch etwas Suppe?
Er: Nee, danke. Ich lass' noch e' bißche' Platz für'n Hauptgang.
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Sie: Ich hoffe, Sie mögen Filet Stroganoff?
Er: Ja ... also, wenn kein Fleisch dran is'.
Sie: Doch, schon. Filet halt. Also, vom Rind, kein Schwein.
Er: Aber des is' e'n Problem. Weil, ich bin eine besondere Form von Veganer. Ich ess' eigentlich nur Sache', die allein vom Baum gefallen sind [wie etwa o.g. Suppe?, AS]. Weil, Pflücke' is' auch schon Gewalt.
Sie: Also ich hab', ähm, verschiedene Beilagen da, die sind jetzt nicht direkt vom Baum gefallen, aber ...
Er: Des war schon in meiner Kindheit schon so. Da hab' ich mal die Geschichte von Nils Holgersson und die Wildgänse gelese', danach konnt' ich kein Geflügel mehr esse'.
Sie: Das kenn' ich. Ich hab' seit Winnetou III auch keinen Apachen mehr angerührt.
Er: Wie meine' Sie des?
Sie: Als Scherz!?
Er: Ah, des war gut, ja!
Allzuweit her war es mit Maddins "Veganismus", vom Fallobst-Fruktarismus ganz zu schweigen, auch weiterhin nicht. In der (am gleichen Tag ausgestrahlten) nächsten Folge servierte ihm der italienische Kellner "eine große Scholle" statt der bestellten "Gnotschis" (vermutlich aus vom Baum gefallenen Kartoffeln und Eiern). Diese ließ er zurückgehen mit der Begründung: "Aber ich vertrag' keine Scholle."
Nun wäre eine (wenig originelle) Veralberung von "Veganern" nicht unbedingt eine Erwähnung auf vegane-gesellschaft.de wert - wäre es nicht wenige Stunden später auf eben jenem Sender erneut um Veganismus gegangen: Sechserpack, 20. Januar 2008 (Erstsendung 2004, Maddin hätte den Rat bezüglich Einladungen darin also beherzigen können):
Zwei Leute sitzen im Park auf einer Bank, sie ißt etwas aus einer Tüte, er liest Zeitung. Blickkontakt.
Sie (rückt näher): Möchten Sie vielleicht 'n Keks?
Er (kopfschüttelnd): Vielen Dank, ich bin Veganer.
Sie: Nein, da ist ja kein Fleisch drin, das sind ja -
Er: Nein, -
Sie: ... Waffeln.
Er: ... Veganer, nicht Vegetarier. Ich esse gar keine tierischen Produkte, keine Milch, kein Käse, keine Eier, keine Sahne.
Sie: Ach. Also das stell' ich mir aber schwierig vor.
Er: Naja, es erfordert natürlich schon 'ne gewisse Willensstärke. Schauen Sie, in der Mittagspause, da gehe ich zum Beispiel nie mit in die Kantine. Da weiß ja nicht mal der Koch was alles drin ist.
Sie: He, he, wem sagen sie das?
Er: Oder bei Einladungen, da sollte man dem Gastgeber vorher schon 'ne Liste schicken, wo drauf steht, was man will. Naja, und oft verschenken Leute ja Selbstgebackenes. Also wenn das nicht streng vegan ist, dann bin ich aber auch so ehrlich und geb' das wieder zurück.
Sie: Oah, also ich glaub', das könnt' ich nich'.
Er: Naja, ich kann nur sagen, man merkt das sofort.
Sie: Ja?
Er: Ja. Seitdem ich konsequent so lebe, habe ich keine Verstopfung mehr, keine Pickel mehr, keine Kopfschmerzen mehr. Moment, hab' ich irgendwas vergessen ...?
Sie: Mannomann, da müssen Sie aber echt tolerante Freunde haben, was?
Er: Ach ja, das war's. Freunde hab' ich natürlich auch keine mehr. Dafür aber 'nen wirklich tollen Stuhlgang.
Zwar kommt Veganismus dabei wenig überraschend nicht besonders gut weg - die Phase des Ignorierens haben wir hinter uns, mittlerweile sind wir bei den Phasen des Auslachens und der Bekämpfung angekommen, die der des Gewinnens vorausgehen - aber eines ist sicher: die Präsenz des Veganismus im Alltag nimmt stetig zu.